Differenzbesteuerung nach 25a UstG
Grundprinzipien der Differenzbesteuerung
Beim Thema Umsatzsteuer ist es für Unternehmer eigentlich recht einfach geregelt. Die Umsatzsteuer (auch Vorsteuer genannt) ist ein Durchlaufposten. Wer umsatzsteuerpflichtig ist, schlägt sie auf die eigene Rechnung drauf und führt sie anschließend an das Finanzamt ab.
Es gibt aber Situationen, in denen Unternehmer Ware ohne Umsatzsteuer kaufen, beispielsweise wenn ein umsatzsteuerpflichtiges Unternehmen bei einer Privatperson einkauft oder bei einer nicht umsatzsteuerpflichtigen Firma (einem Kleinunternehmer).
In diesem Fall kann die Umsatzsteuer nicht einfach durchgereicht werden, weil die Rechnung Stellende Person keine Umsatzsteuer abführt. Für genau diesen Fall wurde die Differenzbesteuerung erfunden, bei der der Vorsteuerabzug anders verläuft.
Was heißt Differenzbesteuerung?
Normalerweise müsste die Umsatzsteuer auf den gesamten Verkaufspreis entrichtet werden. Bei der Differenzbesteuerung nur auf die Marge. Daher kommt auch der Name, da die Versteuerung nur auf die Differenz stattfindet.
Warum ist sie wichtig?
Wenn ein umsatzsteuerpflichtiger Unternehmer von einem anderen umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen etwas kauft und bei der Rechnung 19 Prozent abgeführt werden und diese bezahlt und danach ans Finanzamt gehen, dann ist das der bekannte durchlaufende Posten.
Wenn aber Unternehmer A von Unternehmer B (oder einer Privatperson) ohne Umsatzsteuer kauft, später das Produkt aber mit Umsatzsteuer verkaufen möchte (beziehungsweise muss), dann muss das Produkt entweder zu teuer angeboten werden (und findet vielleicht keinen Käufer) oder der Preis muss gesenkt werden (dadurch ist aber die Gewinnmarge zu klein).
Aus diesem Grund wird die Differenzbesteuerung auch Margenbesteuerung genannt, weil sie nur auf die Marge gezahlt wird.
Überblick über das Steuersystem
Insgesamt gibt es drei Optionen, wie etwas besteuert werden kann:
Anwendungsbereiche der Differenzbesteuerung
Die Differenzbesteuerung kann in unterschiedlichen Anwendungsbereichen eingesetzt werden. Die Voraussetzungen und Anwendungsmöglichkeiten können dabei in den unterschiedlichen Bereichen variieren. Beispielsweise unterscheidet sich die Anwendung der Differenzbesteuerung für KfZ zu der Differenzbesteuerung beim Handy. Nachfolgend stellen wir einige Beispiele vor, wie die Differenzbesteuerung mit realen Zahlen zum Einsatz kommen könnte.
Ein Beispiel für die Differenzbesteuerung
Situation: Sie sind umsatzsteuerpflichtig und kaufen von einer Privatperson ein Fahrzeug mit einem Preis von 10.000 Euro.
Ziel: Sie möchten das Auto mit 2.000 Euro Gewinn verkaufen.
Regelbesteuerung: Mit der Regelbesteuerung steht auf Ihrer Rechnung 12.000 Euro netto (10.000 Euro Anschaffung und 2.000 Euro Gewinn) sowie 19 Prozent Mehrwertsteuer (2.280 Euro). Der Endpreis ist also 14.280 Euro.
Differenzbesteuerung: Da Sie das Fahrzeug von einer Privatperson gekauft haben, dürfen Sie die Differenzbesteuerung anwenden. Das bedeutet, dass die 19 Prozent Mehrwertsteuer nur auf die 2.000 Euro anfallen, Ihre Marge. Das sind 380 Euro, sodass der Gesamtbetrag am Ende 12.380 Euro sind (10.000 Euro Anschaffung, 2.000 Gewinn, 380 Euro Steuer).
Differenzbesteuerung für grenzüberschreitende Geschäfte
Das besagte Beispiel bezieht sich auf Verkäufe, die in Deutschland stattfinden und bei denen alle beteiligte Personen oder Firmen ihren Sitz in Deutschland haben. Handelt es sich um ein grenzüberschreitendes Geschäft, also einen Kauf oder Verkauf zwischen Deutschland und einem anderen Land, dann wird es steuerrechtlich noch ein wenig komplizierter.
Steuerliche Auswirkungen der Differenzbesteuerung
Wenn es um die Differenzbesteuerung geht, dann ist aber nicht nur die Rechnungsstellung ein Punkt, der beachtet werden muss. Auch die Erstattung von Vorsteuern und die generelle Berechnung sind wichtige Faktoren in diesem Zusammenhang.
Berechnung der Umsatzsteuer
In Deutschland gibt es zwei verschiedene Werte bei der Mehrwertsteuer:
- 19 Prozent: Gemäß des § 12 UStG beträgt die Mehrwertsteuer in Deutschland 19 Prozent.
- 7 Prozent: Auf bestimmte Lieferungen sowie auch auf sonstige Leistungen kann sich der Satz auf sieben Prozent reduzieren. Teilweise gab oder gibt es aufgrund der Corona-Situation auch sonstige und befristete Absenkungen (zum Beispiel für Restaurantleistungen).
Erstattung von Vorsteuern
Die Umsatzsteuer beziehungsweise die Mehrwertsteuer ist wie schon erwähnt ein durchlaufender Posten, wenn es sich um zwei umsatzsteuerpflichtige Unternehmen handelt.
In dem Fall geht der Betrag auf Konto A von Konto B irgendwann ein und wird von Konto A an das Finanzamt abgeführt (muss also gezahlt werden). Konto B wiederum hatte eine Ausgabe und bekommt diesen Wert vom Finanzamt wieder (eine Erstattung).
Im Grunde genommen fungiert das Finanzamt in dem Fall als eine Art Durchlaufposten. Das Geld geht von Unternehmer A ein und wird an Unternehmer B zurückgeführt.
Die Zahllast (also der Betrag, der abgeführt werden muss) wird vom Unternehmer (beziehungsweise von dessen Steuerberater) selbst berechnet und in der Regel bis zum 10. des folgenden Monats an das Finanzamt mittels gemeldet (elektronisch durch die Umsatzsteuer-Voranmeldung).
Differenzbesteuerung auf der Rechnung
Wenn Sie die Differenzbesteuerung anwenden, muss dies auf der Rechnung eindeutig markiert sein. Der Empfänger der Rechnung muss wissen, dass hier die Differenzbesteuerung zum Einsatz kommt.
Sie können zum Beispiel schreiben, dass für die Position die Differenzbesteuerung nach § 25a UStG gilt. Im Internet gibt es zudem für die Differenzbesteuerung und Ihre Rechnung passende Muster.
Die Nachteile der Differenzbesteuerung
Ob die Regelbesteuerung oder die Differenzbesteuerung sinnvoller ist, hängt ganz vom jeweiligen Einzelfall ab. Fakt ist, dass diese Form der Besteuerung vorhanden ist, um die steuerliche Last zu minimieren, daher ist der Punkt Nachteile generell gering.
Man könnte lediglich anmerken, dass es nicht immer einfach ist, die Differenzbesteuerung zu buchen oder auch die Ausweisung in der Rechnung korrekt stattfinden muss, damit sie gültig ist.
Ein weiterer Nachteil könnte die Tatsache sein, dass sie nicht immer angewendet werden darf. Die Differenzbesteuerung bei Neuware ist in der Regel nicht möglich, da sich diese Form speziell an gebrauchte Ware richtet (aber auch nicht immer, ein Handy, welches man durch eine Vertragsverlängerung erhält, dürfte zum Beispiel differenzbesteuert werden, wenn es an eine Privatperson weiterverkauft wird).
Fazit – Differenzbesteuerung
Auf den ersten Blick klingt die Differenzbesteuerung schwierig, doch bei genauer Betrachtung stellt sich heraus, dass es nur eine Form der Reduzierung der Mehrwertsteuer ist. Nicht der Prozentwert wird dabei reduziert, sondern der Betrag, auf den die 19 Prozent fällig werden. Dadurch fällt der Rechnungsbetrag geringer aus und ein Verkauf an eine Privatperson wird realistischer.
FAQ – Differenzbesteuerung
Was heißt Differenzbesteuerung?
Der Name Differenzbesteuerung stammt daher, dass Sie die 19 Prozent Mehrwertsteuer nicht auf den Gesamtbetrag anwenden, sondern nur auf Ihre Marge (die Differenz aus Einkauf und Verkauf). Auf diesen Betrag und nicht auf die volle Summe wird die Mehrwertsteuer aufgeschlagen, sodass ein Verkauf an Privatpersonen aufgrund eines niedrigeren Preises realistischer ist.
Was ist Differenzbesteuerung nach 25a?
Wenn auf einer Rechnung beispielsweise § 25a UStG Differenzbesteuerung oder ein ähnlicher Hinweis steht, dann bedeutet es, dass hier diese Sonderform der Besteuerung angewandt wurde. Nicht auf die gesamte Summe wurden 19 Prozent Mehrwertsteuer aufgeschlagen, sondern nur auf die Differenz aus dem ursprünglichen Einkaufs- und dem jetzigen Verkaufswert (der Marge).
Was bedeutet Differenzbesteuerung für den Käufer?
Ein Käufer hat den Vorteil, dass sich durch die Differenzbesteuerung der Betrag reduziert, der gezahlt werden muss. Wenn jemand für 100 Euro netto etwas kauft (was der Unternehmer für 90 Euro eingekauft hatte) und es werden 19 Prozent Mehrwertsteuer aufgeschlagen, dann beträgt der Rechnungsbetrag für die Privatperson 119 Euro. Kommt die Differenzbesteuerung zum Einsatz, dann ist der Rechnungsbetrag nur 101,90 Euro. Die 19 Prozent Mehrwertsteuer wurden nur auf die Differenz von zehn Euro angewandt, nicht auf den gesamten Betrag.
Wer zahlt die Differenzbesteuerung?
Obwohl die Differenzsteuer niedriger als bei der Regelversteuerung ist, so wird sie dennoch wie gewohnt vom Käufer bezahlt. Dieser kann sich immerhin darüber freuen, dass der Rechnungsbetrag geringer ist, als wenn der umsatzsteuerpflichtige Unternehmer die 19 Prozent auf den vollen Betrag draufgeschlagen hätte.
Wann lohnt sich Differenzbesteuerung?
Differenzbesteuerung lohnt sich immer, wenn Sie umsatzsteuerpflichtig sind, gebrauchte Gegenstände von Privatpersonen oder Kleinunternehmern einkaufen und diese an Privatpersonen verkaufen wollen.